Schwangerschaftsabbrüche

Schwangerschafts
abbrüche

Schwangerschaftsabbrüche und warum Pro Choice viel mehr Pro Life ist

Bei manchen von uns stellt sich die Frage, wieso wir im 21. Jahrhundert noch immer darüber diskutieren müssen, ob Frauen* über ihre eigenen Körper bestimmen dürfen oder nicht. Da dieses Thema, vor allem seit Amtsantritt des orangen Dudes aktueller denn je ist, haben einige Politiker:innen im Laufe der aktuellen Wahlen das Thema Schwangerschaftsabbrüche in ihr Wahlprogramm aufgenommen. Schlagphrasen wie „Your body my choice“ („Dein Körper, meine Entscheidung“) und Androhungen von Gewalt an Frauen* haben das Internet regelrecht überschwemmt. Seit der Amtsantrittsrede von Präsident Trump hat sich jedoch einiges getan und viele Menschen strömen zu tausenden auf die Straßen um sich gegen Hetzte, Angstmache und eine Politik gegen Frauen*, LGBTQIA*s und andere Individuen zu wehren. In Brüssel erhebt sich sogar der Vizepräsident der Europäischen Union und setzt sich ein für Selbstbestimmung und adäquate medizinische Versorgung von Frauen*. Er plädiert darauf, dass Europäer:innen ein Volksbegehren unterzeichnen, das dieses Thema ein für alle Mal gesetzlich regeln soll: Selbstbestimmung und ordentliche medizinische Versorgung für Frauen*. 

Die My Voice, My Choice-Bewegung, vertreten durch Nika Kovač und viele weitere Unterstützer:innen, setzt sich dafür ein, durch ein europaweites Volksbegehren, sichere Schwangerschaftsabbrüche für alle zugänglich zu machen. Auf diversen Social Media Accounts und auf ihrer Website https://www.myvoice-mychoice.org/de klären sie über diverse Themen auf und berichten vom aktuellen Verlauf der politischen Lage diesbezüglich

Warum ist das Thema Abtreibung und Selbstbestimmung so kontrovers und was versteckt sich hinter dieser ganzen Debatte wirklich?

Inhaltsverzeichnis

Inhalts-

verzeichnis

Das Abtreibungsgesetz

Kosten eines Schwangerschaftsabbruches in Österreich

Schwangerschaftsabbruch in Deutschland

Kostenübernahme eines Schwangerschaftsabbruches in Deutschland

Warum Pro Choice?

Die grausige Realität eines Abtreibungsverbots

Wird es durch ein Abtreibungsgesetz mehrere Abtreibungen geben?

Was bewirkt die Selbstbestimmung in Bezug auf den eigenen Körper?

Mehr zum Thema sexuelle Bildung

FAQs: Schwangerschaftsabbrüche

Was versteht man unter Bindung, tabufreiezone

Das Abtreibungsgesetz

Schauen wir uns die aktuelle gesetzliche Lage in Österreich und Deutschland individuell an. Die Gesetzgebung ist in beiden Ländern recht unterschiedlich und definitiv noch ausbaufähig. Schwangerschaftsabbrüche sind zwar nicht in vollem Umfang verboten, jedoch nach wie vor nur sehr schwer zugänglich und äußerst stigmatisiert. 

Schwangerschaftsabbruch in Österreich:

In Österreich werden Schwangerschaftsabbrüche derzeit mittels Fristenlösung geregelt. Das bedeutet, dass Abtreibungen grundsätzlich bis zum dritten Schwangerschaftsmonat „straffrei“ sind. Vor es jedoch möglich ist, sich diesem Schritt zu unterziehen, muss ein fachärztliches Beratungsgespräch geführt werden, mit einer Ärztin oder einem Arzt aus dem Fachbereich der Gynäkologie. 

Ausnahme für die Dreimonatsfrist bestehen, wenn…

das Leben der schwangeren Person in Gefahr ist. Also „eine ernste Gefahr für ihr körperliches oder seelischen Wohlbefinden besteht“.

… „wenn eine schwere geistige oder körperliche Behinderung des Kindes zu erwarten ist“.

… „wenn die Frau zum Zeitpunkt, als sie schwanger wurde, das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet hatte“.

Ab 14 Jahren mit Eintritt der Mündigkeit darf eine Person selbst entscheiden, ob sie einen Schwangerschaftsabbruch unternehmen möchte oder nicht.

(Quelle: https://www.oesterreich.gv.at/themen/gesundheit/schwangerschaftsabbruch.html) 

Kosten eines Schwangerschaftsabbruches in Österreich

Kosten eines Schwangerschafts
abbruches in Österreich

Die Kosten sind von den Betroffenen selbst zu übernehmen und belaufen sich auf ca. 400-600 €. Die Methode ist nicht ausschlaggebend für den Preis.  

Ausnahmen für die Selbstkosten sind eine medizinische Indikation. Das bedeutet, wenn der Eingriff aus medizinischen Gründen notwendig ist, übernimmt diesen in den meisten Fällen die Krankenkasse. 

Unterstützungsangebote zur Kostenübernahme bei Schwangerschaftsabbrüchen

Frauen*, die sich in einer finanziellen Notlage befinden, können sich in Wien an soziale.leistungen@ma40.wien.gv.at wenden.
In Tirol ist dafür der Verein lilawohnt Ansprechpartnerin*:
beratung@lilawohnt.at

Was versteht man unter Bindung, tabufreiezone

Schwangerschaftsabbruch in Deutschland

Schwangerschafts
abbruch in Deutschland

In Deutschland sind Schwangerschaftsabbrüche aufgrund des § 218 verboten und alle Beteiligten machen sich strafbar. Was heißt das für uns im Einzelfall? Auch in Deutschland besteht die Möglichkeit auf straffreie Schwangerschaftsabbrüche, allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen:

Straffreier Schwangerschaftsabbruch nach Beratungsregelung

Nach der Beratungsregelung muss eine betroffene Person sich drei Tage vor dem Eingriff durch eine Fachärztin/ einen Facharzt der Gynäkologie einer Beratung bei einer staatlich anerkannten Beratungsstelle unterziehen. Sie muss daraufhin der behandelnden Ärztin/ dem behandelnden Arzt eine Beratungsbescheinigung vorlegen. Der Eingriff darf bis zwölf Wochen nach der Empfängnis durchgeführt werden. 

Straffreier Schwangerschaftsabbruch aufgrund medizinischer oder kriminologischer Gründe

Ist ein Schwangerschaftsabbruch medizinisch indiziert, da das Leben der Betroffenen in Gefahr ist oder „die Gefahr einer schwerwiegenden Beeinträchtigung des körperlichen oder seelischen Gesundheitszustandes [der Person] besteht“ so kann ein Schwangerschaftsabbruch erfolgen. 

Kriminologische Gründe liegen vor, wenn die Schwangerschaft einer Sexualstraftat, wie zum Beispiel einer Vergewaltigung, zu Grunde liegt. In diesem Fall kann bis zwölf Wochen nach der Empfängnis abgetrieben werden.

Kostenübernahme eines Schwangerschaftsabbruchs in Deutschland

Kostenübernahme eines Schwangerschafts
abbruchs in Deutschland

Im Falle der medizinischen oder kriminologischen Indikation werden die Kosten bei versicherten Personen von der Krankenkasse übernommen. Die Kosten können auch eingefordert werden, wenn Betroffene materiell bedürftig sind. Die Voraussetzungen werden laut BMFSFJ folgendermaßen definiert:  

Als bedürftig werden vom 1. Juli 2024 bis 30. Juni 2025 Frauen angesehen, deren verfügbares persönliches Einkommen 1.446 Euro im Monat nicht übersteigt und denen auch persönlich kein kurzfristig verwertbares Vermögen zur Verfügung steht. Diese Einkommensgrenze, die an den Rentenwert der gesetzlichen Rentenversicherung gekoppelt ist, erhöht sich für jedes im Haus der Frau lebende minderjährige Kind um 343 Euro. Eine weitere Erhöhung bis maximal 424 Euro ist möglich, wenn die Kosten der Unterkunft 424 Euro übersteigen. Nähere Auskünfte können die Schwangerschafts(konflikt)-Beratungsstellen erteilen.

Bei Abbrüchen nach der Beratungsregelung bleiben die Betroffenen auf den Kosten sitzen. Die ärztliche Versorgung während der Schwangerschaft und die Nachbehandlung im Falle auftretender Komplikationen trägt die Kasse jedoch in den meisten Fällen sehr wohl (besser vorab abklären, um böse Überraschungen zu vermeiden). 

 

Warum Pro Choice?

Die Frage, warum Frauen* über ihren eigenen Körper bestimmen dürfen sollen, kommt mir zu diesem Zeitpunkt fast lächerlich vor. Das Äquivalent wäre, wenn ich bestimmen dürfte, wer sich von mir tätowieren lassen muss. Nur um die Message ein wenig zu verdeutlichen. Allerdings hängen an diesem Gesetz weitaus gewichtigere Aspekte als das bloße Recht auf Abtreibung.

Frühkindliche Bindungssystem

Die grausige Realität eines Abtreibungsverbots

Heißt Pro Life dann gegen das Life der schwangeren Frau*?! An einem Abtreibungsverbot hängen lebensbedrohliche Auswirkungen für die Betroffenen, durch das Wegfallen medizinischer Versorgungsleistungen. Wir können dies sehr bildhaft am Beispiel der USA beobachten. Es kam bereits zu zahlreichen Todesfällen von Frauen*, die Geburtskomplikationen erlitten. Der Grund dafür sind Ärztinnen und Ärzte, die die medizinische Versorgung dieser Frauen* ablehnen, da sie Angst haben müssen, sich wegen Mordes oder wegen Beihilfe zum Mord vor Gericht verantworten zu müssen. Da es bereits zu Verurteilungen kam, sind diese Ängste auch berechtigt. 

Dazu kommt, dass Frauen*, die einen Abortus erleiden (den Abgang eines Fötus), sich vor dem Gesetz verantworten müssen, ob sie etwas dazu beigetragen haben, dass es zu dieser Situation kam. Können sie nicht beweisen, dass sie „unschuldig“ sind, so kommt es zu einer Mordanklage. Diese Personen sind ohnehin schon oft sehr belastet, da sie einen Verlust zu verzeichnen haben und müssen sich daraufhin auch noch rechtfertigen und peinlichen Befragungen unterziehen, ob sie Schuld daran haben. Was das psychisch für Folge haben kann, möchte ich mir nicht einmal ausmalen.  

Sexualstraftaten, Minderjährigkeit und andere Gründe sind keine Ausschlusskriterien und machen einen Schwangerschaftsabbruch nicht weniger strafbar. Wenn wir diesen Gedanken weiter ausführen würden, würde das bedeuten, dass Vergewaltiger sich die Mütter* ihrer Kinder zukünftig aussuchen könnten, dass Kinder selbst Kinder bekommen würden und dass Frauen* zu Gebärmaschinen verdinglicht werden würden. Das klingt zu extrem? Aber genau das ist es, was mit Schlachtrufen wie „Your body my choice“ gemeint ist.

Frühkindliche Bindungssystem

Wird es durch ein Abtreibungsgesetz mehrere Abtreibungen geben?

Abtreibungen werden NICHT zur neuen Verhütungsmethode, bloß weil medizinische Versorgung für Frauen* besser zugänglich wird. Was ganz klar ist, ist allerdings, dass Abtreibungen durchgeführt werden. Ob sie legal sind oder nicht. Die einzige Frage, die sich stellt, ist also: wie sicher wollen wir diesen Schritt für Betroffene gestalten? Denn sollte Pro Life nicht bedeuten für das Leben der Person, die diese Entscheidung treffen muss? Oder ist es uns wirklich wichtig, dass ein Zellhaufen mehr Rechte hat als eine Frau*? Denn im Prinzip ist es genau das.

Was bewirkt die Selbstbestimmung in Bezug auf den eigenen Körper?

Sicherer Zugang zu medizinischer Versorgung im Gynäkologischen Bereich, bei Geburtskomplikationen, Abortus und allen weiteren Allfälligen Anforderungen an diesen Bereich! Die klare Ansage, dass Frauen* über ihren eigenen Körper bestimmen dürfen. Ärztinnen und Ärzte, die uneingeschränkt ihren Berufen nachkommen können und so eine optimale Versorgung von Frauen* gewährleisten können. Keine psychischen Folgeschädigungen, Todesfolgen aufgrund unzulänglicher ärztlicher Versorgung und ordentliche Begleitung und Nachbehandlung bei Geburtskomplikationen. 

Bevor ihr euch über diesen Artikel aufregt, fragt euch, was ihr euch wünschen würdet, wenn sich eure Frau*, Tochter*, Freundin*, Mutter*, Cousine*, Tante*, Arbeitskollegin* in der Situation befinden würde, dass ihr lebensnotwendige medizinische Versorgung verweigert wird, weil es zu Geburtskomplikationen gekommen ist und sie vor euren Augen wegstirbt. Diese Fälle gibt es bereits zu hunderten, wenn nicht mittlerweile tausenden in den USA. Das ist keine Frage von „was wäre wenn“. Das ist ein: so wird es sein, weil es bereits so ist!

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FAQs

Sind Schwangerschaftsabbrüche in Österreich legal?

Jein. Schwangerschaftsabbrüche sind in Österreich bis zum dritten Monat straffrei, unter gewissen Voraussetzungen auch länger

Was kostet abtreiben in Österreich?

Die Kosten belaufen sich unabhängig von der Methode auf ca. 400-600 €.

Ist ein Schwangerschaftsabbruch bei Behinderung in Österreich erlaubt?

Ja, sogar über die Dreimonatsregelung hinaus.

Sind Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland erlaubt?

In Deutschland sind sie dann straffrei, wenn sie unter die Beratungsregelung fallen oder ein medizinischer oder kriminologischen Grund vorliegt.

Wie lange kann man in Deutschland eine Schwangerschaft abbrechen?

Bis zur 12. Woche nach der Empfängnis.

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