Sexuell übertragbare Krankheiten auf dem Vormarsch?
Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) verzeichnet einen Anstieg von sexuell übertragbaren Krankheiten (STIs). Besonders Krankheiten wie Syphilis (+13 %) und Gonorrhö (+31 %) sind seit 2023 signifikant gestiegen. Die Gründe dafür werden unter anderem in der Kondommüdigkeit –vor allem in der jungen Bevölkerung– gesehen. Jedoch führen auch vermehrtes Testen und ein steigendes Bewusstsein in Bezug auf die sexuelle Gesundheit zu einem Ansteigen der Fallzahlen.
Inhaltsverzeichnis
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verzeichnis
Die Top drei der STIs
Gonorrhö Tripper
Tripper Facts
Was passiert bei Tripper?
Wie behandelt man Tripper?
Wie kann ich mich vor Gonorrhö schützen?
Syphilis/Lues
Syphilis Facts
Was passiert bei Syphilis?
Die primäre Syphilis
Die sekundäre Syphilis
Die tertiäre Syphilis
Wie behandelt man Syphilis?
Wie kann ich mich vor Syphilis schützen?
Chlamydien
Chlamydien Facts
Was passiert bei Chlamydien?
Wie behandelt man Chlamydien?
Wie kann ich mich vor Chlamydien schützen?
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Die Top drei der STIs
Tripper (Gonorrhö) Syphilis und Chlamydien sind gern gesehene Gäste bei Testverfahren aus STIs. Die Gründe sind vielseitig, aber fehlende Aufklärung ist sicher einer. Deshalb schauen wir uns die einzelnen Krankheiten einmal genau an. Aufklärung ist ein wichtiger Schritt in der Präventionsarbeit, PUNKT.
Gonorrhö Tripper
Was reimt sich auf Jack the Ripper – Tripper! Während sich der Frauenmörder des englischen Königs ausschließlich an Sexarbeiterinnen verging, so überfällt Tripper die gesamte Bevölkerung gleichermaßen.
Die Fallzahlen der Krankheit sind vor allem bei der weiblichen* Bevölkerung stark angestiegen. Bei Frauen* zwischen 20 und 24 verzeichnen wir ein Plus von46 %. Das muss nicht bedeuten, dass Frauen* häufiger Tripper haben, das kann auch bedeuten, dass sie öfter zur Ärztin gehen. Denn Tripper ist eine sexuell übertragbare Krankheit und ich wage zu bezweifeln, dass die 46 % ausschließlich aus der LGBTQIA* Ecke kommen. Aber was genau ist Tripper oder Gonorrhö eigentlich?
Tripper Facts
Das österreichische Sozialministerium gibt an, dass Gonorrhö (umgangssprachlich “Tripper”) eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen weltweit sei. Es handelt sich dabei um eine durch Bakterien (Neisseria gonorrhoeae) ausgelöste Infektion, die durch Schleimhautkontakt übertragen wird. In anderen Worten: Bei ungeschütztem analem, vaginalem oder oralem Geschlechtsverkehr besteht Schleimhautkontakt und die Bakterien wandern feuchtfröhlich vom einen zur anderen und umgekehrt. Das kann auch bei der Geburt passieren, indem die Mutter das Bakterium auf das Kind überträgt.
Der Erreger der Infektion ist zum Glück sehr empfindlich und deshalb ist die Krankheit fast ausschließlich durch Geschlechtsverkehr übertragbar. Eine Infektion durch kontaminierte Gegenstände oder Oberflächen ist sehr unwahrscheinlich. Vor allem, wenn man keine offenen Wunden an der Haut hat.
Was passiert bei Tripper?
Es kann bis zu zwei Wochen dauern, von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Infektion. Bei Männern* zeigt sich Gonorrhö durch Schmerzen beim Urinieren, einer geröteten oder angeschwollenen Harnröhrenöffnung und eitrigem Ausfluss. Bei Frauen* kann es neben dem schmerzhaften Wasserlassen zu vermehrtem Ausfluss oder zu Zwischenblutungen kommen. Bleibt die Gonorrhö unbehandelt, kann sich die Infektion aufs Becken ausbreiten und zu Eileiterschwangerschaften, Unterleibsschmerzen und Unfruchtbarkeit führen. Bei schwangeren Personen können eine Fehlgeburt, Frühgeburt oder eine Bindehautentzündung beim Säugling Resultate der Infektion sein. Bei Männern* kann die Infektion auf Prostata und Nebenhoden übergehen, selten aber doch ebenfalls zur Unfruchtbarkeit führen.
Wie behandelt man Tripper?
Die gute Nachricht lautet: mit einer Antibiotika-Therapie bekommt man die Infektion gut in den Griff. Die schlechte Nachricht: es kommt zunehmend zu einer Resistenz der Bakterien gegenüber den handelsüblichen Antibiotika. Das bedeutet, die Behandlungen schlagen oft nicht an wie gewünscht. Na, hoffen wir mal, dass sich die Forschung da was einfallen lässt.
Wie kann ich mich vor Gonorrhö schützen?
Die üblichen Methoden, die uns gut vor Geschlechtskrankheiten schützen, sind auch hier eine bewährte Methode. Verwende Kondome, Femidome und Lecktücher und wechsle das Verhüterli, wenn du die Körperöffnung wechselst. Wähle deine Sexualpartner:innen mit Bedacht. Sortiere Personen aus, die eine „Latexallergie“ haben (man beachte die Satzzeichen), denn verantwortungsvolle Menschen wissen, es gibt auch Kondome, die hyperallergen sind oder sogar latexfrei. Es mag sein, dass Kondome und Lecktücher sich „nicht gut anfühlen“, aber glaubt mir, Tripper klingt auch nicht nach Sonntagsspaziergang.
Syphilis/Lues
Auch Syphilis hat es aufs Stockerl geschafft, mit einem Anstieg von 13 %. Nicht nur in unseren Breitengraden ist Syphilis eine bekannte sexuell übertragbare Krankheit. Wie schon bei der Gonorrhö werden weltweit Infektionen verzeichnet. Syphilis betrifft jedoch häufiger Männer* wie Frauen*. Das Verhältnis ist 1 Frau* pro 7 Männer*. Woran liegt diese Diskrepanz und was Syphilis überhaupt?
Syphilis Facts
Auch bei der Syphilis ist ein Bakterium der Kern allen Übels: Treponema pallidum, um genau zu sein. Die Ansteckung erfolgt wie bei der Gonorrhö durch Schleimhautkontakt, mit dem Bedeutungsunterschied, dass hier jede Form des Kontaktes zur Ansteckung führen kann. Die häufigste Weiterverbreitungsmethode ist jedoch der Geschlechtsverkehr. Und auch hier sind alle daran beteiligten Körperöffnungen gleichermaßen gefährdet (anal, oral, vaginal). Kontaminierte Kanülen oder Blutprodukte können ebenfalls zu einer Übertragung führen, genauso wie bei einer Schwangerschaft die Mutter* auf das Kind übertragen kann.
Was passiert bei Syphilis?
In den meisten Fällen bleiben die Betroffenen symptomfrei. Wir unterscheiden jedoch drei Stadien der Syphilis.
Die primäre Syphilis
Die Auftrittsdauer liegt durchschnittlich bei ca. 3 Wochen, kann aber von 10 bis 90 Tagen nach der Ansteckung variieren. Achtung, jetzt wird es eklig. Die Syphilis beginnt mit einem dunkelroten Hautfleck, der sich weiterentwickelt zu einem geröteten Geschwür mit Verhärtungen am Rand. Weil das noch nicht reicht, tritt eine farblose Flüssigkeit heraus, die sehr ansteckend ist, da sie besonders viele Erreger enthält. Dieses hübsche Gewächs kann an den Labien, der Vagina oder am Penis entstehen. Bei Oral- oder Analverkehr kann es auch in diesen Körperregionen auftreten.
Nach ca. ein bis zwei Wochen schwellen die benachbarten Lymphknoten an. Im primären Stadium können die Symptome oft unterm Radar bleiben und nach ca. vier bis sechs Wochen selbstständig verschwinden. Aber ACHTUNG! Die Krankheit und die Übertragbarkeit bleiben bestehen!
Die sekundäre Syphilis
Bleibt die Syphilisunbehandelt, steigt sie uns zu Kopf – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Fieber, Abgeschlagenheit und Kopfschmerz können auftauchen, wenn die Syphilis sich über die Blutbahn im ganzen Körper verteilt hat. Ungefähr zehn Wochen nach Ansteckung kann man einen nicht-juckenden, masernähnlichen Hautausschlag beobachten.
Der Ausschlag kann sich über den gesamten Körper erstrecken, taucht aber überwiegend an Hand- und Fußsohlen auf. Auch hier können die Symptome verschwinden und immer wieder auftreten. Aber die Krankheit und deren Übertragbarkeit bleiben nach wie vor bestehen.
Die tertiäre Syphilis
Bleibt die Syphilis unbehandelt, meist weil sie symptomfrei ist (Latente Syphilis) so kann es sein, dass nach Jahren das dritte Stadium eintritt. Hier können unterschiedliche Organsysteme betroffen sein wie zum Beispiel Gehirn, Nervensystem, Augen, Herz, Blutgefäße, Leber, Knochen, Gelenke. Im Falle einer Neurosyphilis im dritten Stadium kann dies fortschreitenden Abbau von Nervengewebe im Gehirn oder Rückenmark zur Folge haben. Dies kann von Wesensveränderungen bis zur Demenz führen.
Bei einer Übertragung während der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind kann dies zu einer Fehlgeburt, Totgeburt oder Frühgeburt führen. Die Krankheit bricht bei Neugeborenenim Falle einer Übertragung innerhalb von acht Monaten auf und kann sich in unterschiedlichen Krankheitsbildern zeigen: Ausschläge auf der Haut, Meningitis (Gehirnhautentzündung), Missbildungen oder sogar Blindheit.
Wie behandelt man Syphilis?
Auch die Syphilis wird mit einer Antibiotikatherapie behandelt und ist gut behandelbar und heilbar. Vor allem bei einer Früherkennung. Aber dennoch die Erinnerung daran, dich immer wieder durchchecken zu lassen, vor allem wenn du viele wechselnde Sexualpartner:innen hast.
Wie kann ich mich vor Syphilis schützen?
Auch hier unbedingt und noch unbedingter auf Kondome, Femidome und Lecktücher zurückgreifen. Da der Erreger in diesem Fall noch viel ansteckender ist als sein Gonorrhoe-Kollege, kann es sogar trotz dieser Vorkehrungen zu einer Ansteckung kommen. Werden Hautirritationen, brennende oder geschwürartige Stellen gesichtet, ab zur Ärztin! Wird eine Infektion festgestellt, so ist es wichtig, dass alle Sexualpartner:innen benachrichtigt werden, sodass eineWeiterverbreitung abgewendet werden kann. Regelmäßige Check-Ups und Untersuchungen können ebenfalls dazu führen, dass man Infektionen früh erkennt.

Chlamydien
Das Trio wäre nicht vollständig, wenn nicht auch die altbekannten Chlamydien einen Gastauftritt abhalten würden. Als häufigste sexuell übertragbare Krankheit in ganz Europa treten die Chlamydien, insbesondere bei Frauen* zwischen 20 und 24 Jahren auf. Aber was muss man über Chlamydien wissen?
Chlamydien Facts
Chlamydien wurden lange Zeit zu den Viren gezählt, mittlerweile wissen wir allerdings, dass es sich um Bakterien handelt. Man geht davon aus, dass ca. 6 % der Bevölkerung sich mit Chlamydien infiziert haben. Da es für STIs allerdings keine Meldepflicht gibt, sind das nur ungefähre Schätzungen, die sich aus Abwasserkontrollen und anderen Zahlen ergeben. Chlamydien fühlen sich am wohlsten in den Schleimhäuten von Harnröhre, Gebärmutterhals, Enddarm, Rachen und Vagina.
Außerdem finden wir die kleinen Krankheitserreger in der Vaginalflüssigkeit, im Sperma, im Urin und auch bereits im Lusttropfen. Die Ansteckung erfolgt durch Schleimhautkontakt, wie bei den oberen beiden STIs. Die häufigste Ursache für Ansteckungen ist Vaginal- und Analverkehr. Durch Oralverkehr verirren sich Chlamydien manchmal auch in den Rachenraum, können dort aber nicht viel Schaden verursachen. Jedoch kann es genauso zu weiteren Ansteckungen kommen. Anders als bei den Vorgänger-STIs können Chlamydien auch über die Hände oder über Sex-Toys transferiert werden. Und wie soll es auch anders sein: auch Chlamydien werden bei der Geburt von der Mutter an das Kind weitervererbt.
Was passiert bei Chlamydien?
Chlamydien verursachen Entzündungen im Schleimhaut-Bereich der Harnröhre, des Gebärmutterhalses und des Enddarms. Sie können auch im Rachen auftreten, verursachen dort allerdings keine Krankheiten. Chlamydien werden oft nicht entdeckt, da die meisten Infektionen symptomfrei verlaufen.
Chlamydien wandern gerne hoch zur Gebärmutter, den Eileitern oder in die Bauchhöhle und können dort Entzündungen auslösen. In solchen Fällen können Fieber, starke Menstruationsblutungen und Zwischenblutungen ein Hinweis auf eine Infektion liefern. Bleibt eine Infektion unbehandelt, kann Unfruchtbarkeit, Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaften das Resultat sein.
Bei Männern* können sich die Anzeichen durch Fieber oder Schmerzen in den Hoden und im Bereich des Unterbauchs zeigen. Im schlimmsten Fall führen Chlamydien zu Unfruchtbarkeit. Gängiger sind jedoch Entzündungen des Samenleiters, der Prostata und der Nebenhoden.
Im Bereich des Enddarms kann es zu schleimigen Ausflüssen kommen, Juckreiz auslösen, zu Durchfall führen oder sich in Form eines entzündlichen Ausschlags zeigen.
Wie behandelt man Chlamydien?
Du hast es wahrscheinlich bereits vermutet: auch hier kommen Antibiotika zum Einsatz. An dieser Stelle wäre ein guter Moment, um vor den Folgen von Antibiotika zu warnen. Der Name verrät nämlich bereits, dass alle Bakterien angegriffen werden – auch die guten. Folgen können eine konfuse Darmflora und Pilzinfektionen sein. Deshalb nach einer Antibiotika-Behandlung gut mit Probiotika gegen wirken.
Wie kann ich mich vor Chlamydien schützen?
Langsam wirkt es wie Schleichwerbung, aber es sind nun mal die mechanischen Verhütungsmethoden, die am besten wirken. Kondom, Femidom und Lecktücher können auch hier viel abwenden. Da Chlamydien jedoch leichter übertragbar sind und auch über Oberflächen weitergegeben werden können, ist es wichtig, sich vor dem Geschlechtsverkehr und vor allen Verkehren die Hände mit Seife zu waschen. Nach jedem Gebrauch von Sex-Toys sollten auch diese ordentlich gereinigt werden. Außerdem ist ein regelmäßiger Arztbesuch bei der Gynäkologin oder beim Urologen nie verkehrt und schützt dich und deine Sexualpartner:innen.
Zum Schluss noch der Hinweis, dass aktuelle Zahlen für Österreich für 2024 in den nächsten Tagen/ Wochen von den offiziellen Stellen veröffentlicht werden. I’ll keep you updated.
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Quellen:
https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Gonorrhoe-(Tripper).html [Stand: 01.04.2025]
https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Syphilis.html [Stand 02.04.2025]
https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/sexuell-uebertragbare-infektionen-und-krankheiten.html#wissenswertes-zu-sexuell-uebertragbaren-infektionen-stis–015-1
Bildquellen:
Grafik: Freepik, ihsan12
Tripper: spiegel.de
Syphilis: verywellhealth.com
Chlamydien: mooci.org/