Bin ich überhaupt Beziehungsfähig?

Diese Frage stellen sich viele spätestens nach dem letzten verhauten Date, wenn man auf dem Heimweg noch schnell am Dönerladen an der Ecke hält und bei einem Mitternachtssnack den vergangenen Abend Revue passieren lässt. Was war das denn wieder?! Wieso gebe ich Antworten, die ich nicht so meine und verhalte mich so abwehrend, obwohl ich einfach nur Nähe möchte? And here it goes…

Beziehungsfähig zu sein bedeutet, mit anderen Menschen tiefe und bedeutsame Bindungen eingehen zu können, sich dabei selbst nicht aus den Augen zu verlieren und spüren und benennen zu können, wo man auf Grenzen stößt. Die Fähigkeit sich im Kontakt mit anderen flexibel und angemessen zu verhalten ist hier genauso gemeint. Die eigenen Bedürfnisse können wahrgenommen und eingefordert werden, während das Gegenüber in Entscheidungen, die die Partnerperson (mit-)betreffen, miteinbezogen wird.

Klingt doch eigentlich ganz einfach, wenn man so darüber nachdenkt? Wieso gibt es dennoch so viele Single-Personen, die sich eine:n Partner:in* auf Augenhöhe wünschen, Scheidungsraten, die durchs Dach jagen und mehr Anspruch und Nachfrage auf professionelle Unterstützung denn je?

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Sind wir beziehungsüberfordert?

Wann ist die Rede von einer Beziehungsstörung?

Beziehungsfallen (Achtung toxisch)

Das Bad Boy/Bad Girl*-Phänomen

Dating a Fuckboy/Fuckgirl*

Klammer-Affen

Gewaltbeziehungen sind toxische Beziehungen

Emotionale Erpressung

Modewort Narzissmus

Die Wanderbaren

Die What Ifs

Fazit zu den Beziehungsmodellen

Anlaufstellen

FAQs: Beziehungsfähigkeit

Bin ich beziehungsfähig?

Sind wir beziehungsüberfordert?

Die Theorie einer Überforderung in Bezug auf Beziehungen liegt nahe, wenn wir die Themen beleuchten, die sich zum Teil in Beratungen oder Therapien ergeben. Zum Thema Bindung konnten wir bereits aus den vorangegangenen Artikeln einiges in Erfahrung bringen.

Das Bindungsverhalten kann einige Hypothesen liefern, warum es so schwer sein kann, sich auf andere Menschen einzulassen. Menschen, die die Erfahrung gemacht haben, dass sie sich auf andere nicht verlassen können, haben oft Mühe Vertrauen zu fassen und sich fallenzulassen. Begleitgefühle wie Eifersucht, Unsicherheit und das Gefühl als Person nicht ausreichend zu sein können sich (unter anderen) in den Gedanken einschleichen. Das Ergebnis solcher Irritationen und Sorgen kann ein destruktives Beziehungsverhalten sein.

Die Erwartungshaltung (an andere) spielt ebenfalls eine gewichtige Rolle, wenn es darum geht, wie wir uns Beziehung vorstellen und leben. Zum einen hilft es uns zu überprüfen, ob diese Konstellation auch wirklich das ist, was uns guttut und was wir leben wollen. Zum anderen kann es passieren, dass Anforderungen an den Partner/die Partnerin* gestellt werden, die für das Gegenüber unmöglich zu erfüllen sind.

Wann ist die Rede von einer Beziehungsstörung?

Den Begriff psychische Störung verwenden wir grundsätzlich für Erkrankungen, die große Unterschiede im Erleben und Verhalten aufweisen im Gegensatz zu psychisch gesunden Menschen. Diese Dysfunktion(en) können sich auf das Denken, Fühlen und auf das Handeln auswirken. 

Für Menschen, die an Beziehungsstörungen leiden, bedeutet das, dass die sozialen Kontakte und zwischenmenschlichen Beziehungen darunter leiden und das erhebliche Auswirkungen auf alle Lebensbereiche haben kann. Im Weiteren ergibt das einen Leidensdruck, da diese Menschen immer wieder enttäuschende und schmerzhafte Erfahrungen machen.

Beziehungsstörungen

Klassische Beziehungsstörungen werden oft unter den Begriffen Co-Abhängigkeit, Abwehrbeziehungen und toxische Beziehungen betitelt. Vermehrt spricht man in der Psychologie auch davon, dass Persönlichkeitsstörungen Beziehungsstörungen sind. In der breiten Masse handelt es sich oft um ein Störungsspektrum, das sich leicht, mittel oder schwer zeigen kann. In diesem Artikel gehen wir auf Beziehungskonstellationen ein, die zwar durchaus einen pathologischen (Krankheits-) Charakter haben können, oft aber auch in ihrer abgeschwächten Form genügend Schaden anrichten. 

Dieser Artikel soll zum Denken und Reflektieren anregen. Ich möchte hier keinesfalls mit wilden Diagnosen um mich schmeißen. Deshalb schauen wir weniger auf abgeklärte Störungsbilder und überlassen die Diagnostik den Psycholog:innen*. Uns interessieren vor allem die ethischen, moralischen und selbstwirksamen Anteile und eventuelle biografischen Verwebungen.

Beziehungsfallen (Achtung toxisch!)

Wie kann es sein, dass wir immer wieder in den gleichen wenig erfüllenden Beziehungssumpf sinken? Was zieht uns an, dass wir dasselbe Muster ständig wiederholen?

Im Prinzip gibt es hier mehrere Ideen dazu. Hier sind einige destruktive Beziehungsmodelle und dazugehörige Ideen, die sich im Laufe der Zeit während meinen Beratungen und Ausbildungen ergeben haben:

Beziehungsmodelle
unsicher vermeidender Bindungstyp

Das Bad Boy/Bad Girl*-Phänomen

Was haben die klassischen „Bad-Asses“, das es uns unmöglich macht, uns aus ihrem Bann zu entziehen? Zum einen strahlen manche Menschen schon aus, dass Schwierigkeiten um die Ecke warten. Unser Abenteuergeist wird geweckt, denn hier ist bestimmt keine Rede von Langeweile. Das ist jedoch nicht der (einzige) Grund, wieso wir auf Menschen stehen, die klar ausstrahlen, dass sie eine Menge Ballast im Gepäck haben. Diese Personen triggern gern mal ein Helfer-Syndrom in uns und wir wollen prompt zu ihrer Rettung einschreiten. Wir wollen ihnen beweisen, was sie alles sein könnten und dass das Leben auch für sie Positives bereithält. Genau hier liegt die Falle!

Anstatt uns selbst zu fragen, woher dieses Bedürfnis kommt, andere retten zu wollen, wird der Fokus völlig auf die andere Person (das Außen) gelegt. Und das Gemeine daran ist, dass dieser Bad Boy/dieses Bad Girl* vielleicht gar nicht gerettet werden möchte. Aus Beziehungssicht passieren hier viele destruktive Verhaltensschemen. Der Anspruch, der an die andere Person gestellt wird, ist fast unmöglich zu beantworten. „Ich will dich retten, also musst du ab jetzt perfekt sein und dein Leben in den Griff bekommen.“ Vielleicht ist der Mensch mir gegenüber jedoch noch meilenweit entfernt von einer Entwicklung oder möchte das gar nicht. Außerdem wiederholen die Retter-Figuren oft etwas, das sie bereits aus der eigenen Biografie kennen. Hier könnte man darüber reflektieren, ob man viele Aufgaben in der Familie übernehmen musste oder sich um einen Elternteil kümmern musste, der nicht in der Lage war, die Elternrolle zu übernehmen (Parentifizierung). Vielleicht gab es auch andere Herausforderungen, die den Wunsch beflügeln, jemanden zu retten. Gab es Personen, die nicht gerettet werden konnten?

In solchen Beziehungen ist es sehr wichtig, gut auf sich zu schauen. Wir haben keinen Einfluss darauf, in welche Richtung Menschen sich entwickeln. Es ist sogar viel mehr übergriffig, sich anzumaßen zu wissen, was eine andere Person braucht, um ein erfülltes Leben zu führen. Wenn ich mit den Entscheidungen und dem Lebenswandel einer Person nicht kann und diese nicht den Anspruch hat etwas zu ändern, habe ich die Option das zu akzeptieren und weiterzumachen wie bisher, oder mich aus der Beziehung zu lösen. „Du brauchst Therapie“, bedeutet immer auch: Mir würde es auch nicht schaden.

unsicher vermeidender Bindungstyp

Dating a Fuckboy/Fuckgirl*

Wieso ist es so unfassbar attraktiv, jemanden zu daten, der nicht committen will? Die einfache Antwort wäre, dass man sich zum einen emotional nie ganz auf die Beziehung einlassen muss, da man ja bereit sein muss verlassen zu werden. Allerdings versteckt sich die Falle hier (auch) woanders.

Menschen, die sich besonders zu unnahbaren Personen hingezogen fühlen, haben manchmal den Wunsch, sich und der Welt zu beweisen, dass sie es wert sind, geliebt zu werden. Denn wenn eine Person, die sich sonst auf niemanden einlässt, sich plötzlich dazu entschließt eine Beziehung einzugehen, muss das den ultimativen Beweis dafür liefern, wie wertvoll man ist. Hier wird demnach nach einer Bestätigung gestrebt, dass man es verdient hat, bedingungslos geliebt zu werden.

Geht die Beziehung in die Brüche oder findet gar nicht erst statt, wird das innere Denkmuster bestätigt, dass man es eben nicht wert ist. Hier möchte der Selbstwert gerne gestärkt werden, bitte. Seid liebevoll mit euch und holt euch, was ihr braucht, um nachzunähren, was vernachlässigt wurde.

unsicher vermeidender Bindungstyp

Klammer-Affen

Menschen, die sich sehr anhänglich zeigen und sehr am Partner/der Partnerin* klammern, haben ebenfalls gelernt, sich nicht auf das Gegenüber verlassen zu können. Um bloß ja keine Situation entstehen zu lassen, verlassen zu werden, wird die Beziehung dingfest gemacht. Dieses sektenartige WIR-Verhalten kann eine Zeit lang ganz gut laufen, wenn alle Parteien sich damit wohlfühlen. Meistens läuft es jedoch darauf raus, dass die beklammerte Person sich eingesperrt und beengt fühlt und die klammernde Person noch mehr nachrückt.

Es kommt zu der Situation, dass der unabhängigere Part sich aus der Beziehungskonstruktion löst, weil die Situation nicht mehr aushaltbar ist. In manchen Fällen beendet die klammernde Person die Beziehung, weil sie das Gefühl nicht aushält, jede Sekunde verlassen werden zu können. Und manchmal „erpresst“ die klammernde Person dadurch einen Liebesbeweis, in der Hoffnung, dass die Beziehungsperson um die Beziehung kämpft. So oder so, gesund ist das alles nicht so recht. Themen, die dieses Verhalten triggern, wollen gerne bearbeitet werden, um sie zu integrieren. Dadurch ebbt das Verlangen ab, das Gegenüber durch Kontrolle und Abhängigkeit zu binden und man macht Platz für eine gesunde Beziehungsvariante. 

By the way fällt hier unter anderem auch die krankhafte Eifersucht darunter, die ebenfalls das Zeichen dafür sein kann, unsicher zu sein und sich unzulänglich zu fühlen.

unsicher vermeidender Bindungstyp

Gewaltbeziehungen sind toxische Beziehungen

Gewalt ist eigentlich immer das Zeichen für eine große Überforderung. Das soll keinesfalls eine Entschuldigung sein, denn es gibt keine Rechtfertigung dafür, einem Menschen Schmerzen zuzufügen. Menschen, die zu Gewalt tendieren, haben manchmal selbst Gewalt erfahren oder keine adäquaten Bewältigungsstrategien entwickeln können, mit ihren Gefühlen umzugehen.

Wir haben in solchen Beziehungskonstellationen jedoch oft auch einen Gegenpart. Entweder beide Partner:innen* greifen zu gewalttätigen Handlungen und es kommt zu körperlichen Auseinandersetzungen. In diesem Fall wäre es besonders wichtig, dass beide Partner:innen* sich ihr Aggressionsverhalten anschauen und sich Hilfe suchen, um aus diesen Strukturen auszubrechen.

Eine andere Möglichkeit ist die Beziehung, bestehend aus einem/einer Täter:in* und einem Opfer. Während das Opfer sich erhofft, die leeren Versprechungen auf Besserung werden sich erfüllen, betätigt der/die Täter:in* dieselben Muster wieder und wieder. Diese Gewaltspiralen lösen sich nur in den seltensten Fällen von selbst. Hier brauchen die Partner:innen* Unterstützung, um überhaupt die Chance zu haben, eine wertschätzende Beziehung entwickeln zu können. In solchen Fällen ist es fast unumgänglich, dass beide Partner:innen* sich unabhängig voneinander professionelle Hilfe holen. Eine Paartherapie ist hier nicht unbedingt das Mittel der Wahl, da grundlegende Themen im Hintergrund liegen und sich zu bereits bestehenden noch weitere Verletzungen hinzugefügt haben. Besonders wenn Verhaltensweisen sich bereits so automatisiert haben, ist es wichtig, therapeutisch hinzuschauen, alte Muster zu erkennen und zu verstehen und das neue Verhalten einzuüben.

An dieser Stelle sei gesagt: Gewalt ist nicht nur ein Zeichen für toxisches Beziehungsverhalten, es ist schlicht und einfach per Gesetz verboten. Weder Kinder noch Partner:innen* dürfen mittels Gewalt „diszipliniert“ werden. Am Ende findet ihr Anlaufstellen, solltet ihr von Gewalt und Gewaltbeziehungen betroffen sein. Hier gilt der Appell sich Hilfe zu holen.

unsicher vermeidender Bindungstyp

Emotionale Erpressung

In manchen Paarbeziehungen binden Partner:innen* ihre Liebhaber:innen* an sich, indem sie sie emotional erpressen. Wait what?! 

Sätze wie „Wenn du mich verlässt, bringe ich mich um“, sind ein absolutes Warnsignal. Unter diese Rubrik fallen auch Menschen, die gemeinsame Kinder benutzen, um Partner:innen* an sich zu binden oder zu bestrafen. Kinder zu instrumentalisieren ist ein absolutes No-Go und kann sogar in manchen Fällen der Grund sein, warum Eltern das Sorgerecht entzogen werden kann. 

Weniger extrem, allerdings ebenfalls destruktiv sind Partner:innen*, die in Streitsituationen oder Diskussionen weinen oder emotional reagieren, um beim Gegenüber ein schlechtes Gewissen auslösen. Die Empathie einer Person auszunutzen, um sich einen Vorteil zu verschaffen, ist absolut toxisch und in gewissen Maße psychischer Missbrauch. Die Falle versteckt sich hier darin, sich Partner:innen* zu suchen, die auf diese emotionale Erpressung einsteigen, in dem sie Fehler immer bei sich selbst suchen oder sich den Wünschen des Partners/der Partnerin* anzupassen, um den Frieden zu sichern. Die „Erpresser:innen*“ haben gelernt, sich über Umwege ihre Bedürfnisse zu erfüllen, anstatt einen gesunden und geradlinigen Weg zu gehen.

Hier könnte ein Grund dafür sein, dass sie verinnerlicht haben, keinen Anspruch auf bedingungslose Liebe zu haben und sich Emotionen „erschwindeln“ zu müssen. Partner:innen*, die sich dadurch verunsichern lassen und sehr konfrontationsvermeidend sind, haben wahrscheinlich schnell gelernt, dass die Welt ein unsicherer und gefährlicher Ort ist. Oder sie haben die Erfahrung gemacht, keinen stabilen Resonanzkörper zu haben, der herausfordernde Gefühle (aus-)halten kann. Vor allem Liebesentzug und Ignoranz als Strafe kann später dazu führen, dass diese Menschen sich sehr schwertun, eigene Grenzen zu spüren und gesunde Konflikte zu führen. Konflikte sind jedoch sehr wichtig, wenn es um eine gut gelingende Beziehung geht. Es heißt nicht umsonst „zusammenraufen“.

unsicher vermeidender Bindungstyp

Modewort Narzissmus

Zum Thema Narzissmus wird es bestimmt noch eigene Artikel geben, da es wichtig ist zu verstehen, woher das Phänomen kommt und was es wirklich bedeutet. In sehr abgespeckter Form geht es um psychischen Missbrauch. Eine narzisstische Person überkompensiert den eigenen oft sehr geringen Selbstwert, in dem sie sich selbst glorifiziert. In Beziehungen kommt jedoch die (subtile) Abwertung des Partners/der Partnerin* hinzu.

Narzissten sind oft sehr charismatisch und wissen, wie sie ihre Opfer einlullen. Sie können dem Gegenüber das Gefühl geben, ganz etwas Besonderes zu sein und diese dadurch von sich abhängig machen. Wenn soziale Kontakte abnehmen und das Objekt der Begierde keine Alternativen mehr hat, wendet sich das Blatt und das Umgarnen weicht der Abwertung. Die Falle hier ergibt sich aus zwei Komponenten. Da Narzissten sich nur sehr selten in Therapie begeben, „da sie ja nicht das Problem sind“, gibt es hier nicht viele Möglichkeiten, neben der, sich fernzuhalten.

Wichtig ist es jedoch, wenn man sich in einer Situation befindet, in der man sich in Bauchpinseleien suhlt, zu überprüfen, ob man in die Person verliebt ist oder in das Gefühl, das sie einem gibt. Wenn ich reflektiert beobachte, wie sich mein:e Partner:in* verhält und das in Zusammenhang mit eigenen Bedürfnissen bringe, kann es gelingen, Narzisst:innen zu identifizieren. Hier können folgende Fragen helfen: „Brauche ich die Beziehung, weil sie mir etwas gibt, das mir allein fehlt? Benutze ich die Beziehung, um etwas auszugleichen, das meine eigene Verantwortung wäre? Lenke ich mich durch die Beziehung vom wesentlichen Thema ab? Was zieht mich an meinem Gegenüber an? Fühle ich mich wertgeschätzt von meinem Partner/meiner Partnerin*? Gibt es in dieser Beziehung Raum für mich und meine Bedürfnisse? Werde ich als Ganzes wahrgenommen?“ 

Bleibt liebevoll und geduldig mit euch, wenn ihr diese Fragen für euch beantwortet. 

unsicher vermeidender Bindungstyp

Die Wanderbaren

Personen, die von einer Beziehung in die nächste wandern, haben oft nicht die Zeit und den Raum, die vorherigen Beziehungen gut zu verarbeiten und die damit verbundenen Emotionen zu integrieren. Es ist sehr wichtig, sich auch den Gefühlen zu stellen, die sich nicht nach Sonnenschein anfühlen.

Ansonsten kann es schnell gelingen, dass alte Themen in neue Partnerschaften weitergetragen werden. Beziehungen, die nach diesem Schema ablaufen, erreichen oft nicht den nötigen Tiefgang, da die Partner:innen* immer nur an der Oberfläche kratzen. Die Falle verbirgt sich hier darin, dass man Beziehungen austauschbar macht und dadurch nicht wirklich in Beziehung geht.

unsicher vermeidender Bindungstyp

Die What Ifs

What if… jemand besseres kommt daher? Personen, die ständig einem/einer noch besseren Partner:in* hinterherjagen, übersehen dabei oft, dass sie in der Beziehung nicht richtig ankommen. Sich alle Optionen offenzulassen, bedeutet auch, sich nicht adäquat mit der Partnerperson auseinanderzusetzen. Das Gedankenmuster steter weiterer Optionen führt oft dazu, dass Menschen sich bei der ersten Irritation aus der Beziehung lösen, denn es gibt ja möglicherweise noch was Besseres.

Die Falle besteht darin, sich nicht in die Situation zu bringen, sich mit den eigenen Themen und mit partnerschaftlichen Mustern auseinanderzusetzen. Menschen, die sich alle Optionen offenhalten, verfolgen oft eine Fantasie, die sie anstelle der Realität setzen. Solche Menschen können sich nur schwer im Hier und Jetzt aufhalten und verpassen das aktuelle Leben, da sie immer nur die das sehen, was ihnen fehlt, anstatt zu genießen, was wirklich da ist. 

Fazit zu den Beziehungsmodellen

Diese Auflistung destruktiver Beziehungsmodelle macht nur ein Bruchteil der toxischen Modelle aus, die gelebt werden. Im Zweifelsfall ist es ratsam innezuhalten und sich zu fragen, ob man in der eigenen Beziehung glücklich ist. Eine Evaluierung der aktuellen Beziehungssituation sollte zudem beinhalten, wie viel Raum jede Person in der Partnerschaft bekommt, braucht und einnimmt. Geht es mit gut und kann ich die Person sein, die ich sein will? 

To be continued… Ich freue mich, wenn du mir in den Kommentaren weitere Beziehungsmodelle vorstellst, die gegen eine gute Beziehungsfähigkeit sprechen.

Anlaufstellen

Hier kannst du die Sozialroutenpläne für alle Sozialeinrichtungen abrufen:

Tirol, Salzburg, Vorarlberg

https://www.sozialroutenplan.at/

Österreich

 Die Kummernummer des ORF in Kooperation mit dem Roten Kreuz:

Telefonnummer: 116 123 (16- 24 Uhr, Nulltarif aus allen Netzen)

www.roteskreuz.at/wien/ich-brauche-hilfe/telefonische-beratung 

Rat auf Draht- Elternseite (SoS Kinderdorf und ORF)

Telefonnummer: 147 (Prinzipiell für Kinder und Jugendliche, Eltern bekommen jedoch auch Hilfe)

www.elternseite.at/de/home 

Telefonseelsorge für Erwachsene:

Telefonnummer: 142 www.telefonseelsorge.at/ 

Du bist in einer Krisensituation (Trennung, Jobverlust, Todesfall, Suizidgedanken)?

Kriseninterventionszentrum:

Telefonnummer: 01 406 95 95 (Mo – Fr, 10-17 Uhr)
www.kriseninterventionszentrum.at 

Du bist in einer seelischen Notlage und brauchst dringend psychiatrische Hilfe?

Sozialpsychiatrischer Notdienst:

Telefonnummer: 01 313 30
www.psd-wien.at/einrichtung/sozialpsychiatrischer-notdienst 

Du bist von einer Gewaltsituation betroffen?

Frauenhelpline gegen Gewalt:

Telefonnummer: 0800 222 555
www.frauenhelpline.at 

Männerinfo: Männer- und Burschenberatung

Telefonnummer: 0800 400 777 (Mo – Fr, 10 – 18 Uhr, zum Ortstarif) 
www.maennerinfo.at 

Männernotruf Steiermark:

Telefonnummer: 0800 246 247  
www.maennernotruf.at 

Österreichische Kinderschutzzentren:

Telefonnummer: +43 664 887 36 462 (Mo – Fr, 10 – 18 Uhr, zum Ortstarif) 
www.oe-kinderschutzzentren.at  

Du bist Opfer eines Verbrechens?

Opfernotruf:

Telefonnummer: 0800 112 112
www.opfer-notruf.at 

Deutschland

Die Telefonseelsorge bietet Beistand – per Telefon und Chat

Telefon: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222

www.telefonseelsorge.de 

Die „Nummer gegen Kummer“ berät sowohl Kinder und Jugendliche als auch Eltern – am

Telefon und online. 

Telefon für Kinder und Jugendliche: 0800 116 111

Telefon für Eltern: 0800 1110 550

www.nummergegenkummer.de 

Die Deutsche Depressionshilfe vermittelt Anlaufstellen, wenn man aus einer Krisensituation nicht herausfindet.
Telefon: 0800 33 445 33
www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe/info-telefon 

Hilfetelefon: Gewalt gegen Frauen

Telefonnummer: 08000 116 016

https://www.hilfetelefon.de/ 

Männernotruf-Telefon

Telefon: 06221 – 651 67 67, Mobil: 0179 4883084

Männernotruf-E-Mail: info@maennernotruf.org

https://www.maennernotruf.org/ 

Schweiz

Kummernummer Be-unlimited:

Telefonnummer: 0800 669911

www.beunlimited.org/fuer-wen/kinder-jugendliche-betroffen-von-sexuellem-missbrauch/kummer-nummer-soforthilfe.html 

Tel143

Telefonnummer: 143

www.143.ch/?gclid=Cj0KCQiA1ZGcBhCoARIsAGQ0kkr1EUGar3iF3Dxp_ov7XWYjdY3wWskkZkB3-zOwfBxGbddIV-N8w80aAhPLEALw_wcB 

Gewaltberatung Männer und Frauen

Telefonnummer: 0 765 765 765

www.fachstellegewalt.ch/?gclid=Cj0KCQiA1ZGcBhCoARIsAGQ0kkp7bjbK83XdiWWOUe7BJKgIfFD6jeXpFvm7kLas779Vvl-KcXNQegoaAriVEALw_wcB 

Hotline für vermisste Kinder und Jugendliche

Telefonnummer: 116000

www.116000.missingchildren.ch/de 

Bildungsministerium

Telefonnummer: +41 58 462 21 29

Email: info@sbfi.admin.ch

https://www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home/das-sbfi.html 

Liechtenstein

Die dargebotene Hand

Telefonnummer: 143

https://ostschweiz.143.ch/

Fachstelle Männerfragen Liechtenstein

Tel. +423 794 94 00

https://www.maennerfragen.li/de/ 

Frauenhaus Liechtenstein:

Telefonnummer: + 423 380 02 03

https://www.frauenhaus.li/ 

Amt für Soziale Dienste (Gewalt, Schutz etc.)

Telefonnummer: +4232367272

https://www.llv.li/inhalt/117735/amtsstellen/hausliche-gewalt 

FAQs: Beziehungsfähigkeit

Was bedeutet es, Beziehungsfähig zu sein?

Menschen, die beziehungsfähig sind, sind in der Lage, tiefe und bedeutungsvolle zwischenmenschliche Bindungen einzugehen. Sie können in Beziehung zu anderen flexibel bleiben und reagieren angemessen auf unterschiedliche Situationen.

Was versteht man unter beziehungsfähig?

Die Fähigkeit, sich auf ein Gegenüber einzulassen, ohne sich dabei selbst aus den Augen zu verlieren.

Kann man Beziehungsfähigkeit lernen?

Ja. Bindungsverhalten und Beziehungsverhalten sind nicht statisch und kann sich über die Lebensspanne weiterentwickeln.

Wie schätze ich Beziehungsfähigkeit ein?

Im Artikel über toxische Bindungen gibt es Fragen, die deine Reflektion anregen können und dir einen Überblick geben, wie du dich in Beziehungen verhältst.

Kann ich meiner Partnerperson Beziehungsfähigkeit beibringen?

Jein. In manchen Beziehungen kann es sehr heilsam sein, die Erfahrung zu machen, dass Liebe und Beziehung nicht unbedingt an Erwartungen geknüpft sind. Diese bedingungslose Form der Liebe kann sehr viel nachnähren. Allerdings liegt es nicht in der Verantwortung der Partnerperson, das Gegenüber glücklich zu machen und Beziehungsdefizite auszugleichen. Es ist dennoch eine schöne Geste den Partner* oder die Partnerin* auf ihrem persönlichen Entwicklungsweg zu begleiten und gegebenenfalls zu unterstützen.

Literatur:

Schnarch, D.; (2016): Die Psychologie sexueller Leidenschaft. Stuttgart, Klett-Cotta 

Gottman, J,/ Silver, N.;(2014): Die Vermessung der Liebe. Vertrauen und Betrug in Paarbeziehungen. Stuttgart, Klett-Cotta

Grossmann, K.E./K.; (2015, 7. Auflage): Bindung und menschliche Entwicklung. John Bowlby, Mary Ainsworth und die Grundlagen der Bindungstheorie. Stuttgart, Klett-Cotta

Lurweg, F,; (2023): Toxische Beziehung. Psychologie Heute; https://www.psychologie-heute.de/beziehung/artikel-detailansicht/42593-toxische-beziehung.html [08.10.2024, 16:00]

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